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Reisen, Fotografie, Flora & Fauna

Ausflug nach Mabuasehube

Aktualisiert: 21. Aug. 2022



Inhaltsverzeichnis

Mabuasehube vorab

Das Wildreservat gehört mit zum Kgalagadi Transfrontierpark und liegt abgelegen im Osten des Kgalagadi. Schon vor der Reise hatte ich mich viel über das Wildreservat belesen und war besonders von der Abgelegenheit und den daraus resultierenden schwachen Tourismus begeistert. Berühmt ist der Park besonders durch den tiefroten Kalaharisand (Mabuasehube bedeutet „Platz des roten Sandes“), weite Pfannen und zum Leid einiger Mitreisender auch für Hyänen und Löwenbesuche an den Campingplätzen. Ähnlich wie im Zentral Kalahari Wildreservat gibt es bei den Campingplätzen keine Umzäunungen, keine Duschen und Toiletten (außer an wenigen Plätzen) und auch im gesamten Park keine Tankstellen oder Einkaufsläden. Die Campingplätze sind an den 6 großen Salzpfannen angeordnet und müssen im Vorfeld gebucht werden. Und allein das Buchen war ein Abenteuer an sich. Insgesamt habe ich bestimmt 50 Euro nach Botswana telefoniert und gefühlte 100 E-Mails geschrieben. Ich wusste, dass das Buchen von staatlichen Campingplätzen in Afrika aufwendig sein kann, aber dennoch war die Inkompetenz der Mitarbeiter vor Ort riesig. Ich buchstabierte etliche Male meine E-mail durch das Telefon und wartete wochenlang auf E-mails zur Bestätigung bis ich schließlich eine neue E-mail einrichtete, die die Worte „Dumela“ (Hallo in der Landessprache) und „Botswana“ enthielten. Und tatsächlich war das mein Schlüssel zum Erfolg. Immerhin sollte sich der ganze Aufwand im Nachhinein mehr als lohnen, dazu im Folgenden mehr.

Anfahrt

Auch die Anfahrt gestaltete sich als sehr abenteuerlich. Eine kleine Schotterstraße führte uns weg vom letzten Ort „Hukuntsi“, in dem wir noch auftankten und uns mit letzten Proviant versorgen konnten. Um uns herum roter Sand und lichtes Buschwerk. Neben uns tauchte immer wieder eine gesperrte Teerstraße auf, die sich gerade noch im Bau befand. Besonders die chinesischen Schriftzeichen auf den Maschinen und die überwiegend asiatisch aussehenden Arbeiter machten mich stutzig. Warum sollte jemand ausgerechnet hier eine Teerstraße ins „Nichts“ bauen? Nach 20km endete die Schotterstraße und wir erreichten das letzte Dorf vor Mabuasehube – Lokgwabe. Wir standen vor etlichen Weggabelungen und ich fuhr entlang der für mich richtungstechnisch logischsten Sandstraße. Nach langem Erkunden des Dorfes (ca. 20 Blechhütten) gestand ich mir schließlich ein, dass ich mich verfahren hatte. Wir befanden uns wieder am Anfang der Weggabelung und ich beschloss zu einem kleinen Haus gespickt mit Flaggen nach Hilfe zu fragen.


Ein kleiner alter Mann mit grauem Bart kam heraus, musterte mich und stellte sich als der Chief des Dorfes vor. Ich fragte ihn nach dem Weg und er wies mich auf ein Schild direkt neben der Schotterstraße hin, auf dem groß „Mabuasehube“ stand mit einem Pfeil. Dieses Schild war mit der beschriebenen Seite aber weg von der Straße gerichtet und so hatte ich es die ganze Zeit übersehen. Aus Interesse fragte ich den netten Mann direkt nach dem Bauprojekt der Teerstraße. „Road Maintenance“ war die knappe Antwort. Ich merkte, dass ich von ihm nicht mehr darüber erfahren würde und dachte mir meinen Teil. Ich glaube jedenfalls nicht, dass die Teerstraße nur aus Nächstenliebe gebaut wird, sondern viel mehr aufgrund seltener Erden oder Diamanten die dort vermutet werden. Im Anschluss nach unserem Gespräch fragte der Chief schließlich nach der klassischen Währung – eine Cola. Es war tatsächlich der letzte Softdrink, den wir hatten und ich wusste, dass ich für die nächsten Tage auch an keinen herankommen würde. Man muss dazu wissen, dass besonders an heißen Tagen eine zuckerhaltige Cola mitten in der Wildnis eine unglaubliche Erfrischung und Energielieferant für mich sein kann. Ich opferte die Cola für den nützlichen Hinweis und wir fuhren weiter. Die letzten 100km führten uns durch eine sehr breite tiefe Sandstraße und ich musste zum ersten Mal den Allradmodus anschmeißen. Konzentriert darauf nicht Steckenzubleiben bemerkte ich ein kleines Kleckern am rechten Vorderrad. Da ich laute metallische Geräusche von unserem alten Pajero, den ich in meinem Auslandsjahr hatte gewohnt war, ordnete ich vorerst das Geräusch den Bremsbelägen zu.


Unser Campingplatz

Als wir schließlich Mabuasehube erreichten und alle Formalitäten am Eingangstor erledigten, machten wir uns auf dem Weg zu unserem Campingplatz an der Pfanne „Bosobogolo“. Der Sandweg mit tiefen Spurrillen führte uns vorbei an dichtes Buschwerk und tiefroten Sand. Als wir die erste Pfanne erblickten, kamen wir uns vor als wären wir auf einem anderen Planeten. Die kreisrunde weiße Pfanne erinnerte an karge Landstriche auf verlassenen Planeten und wir bekamen nicht wirklich viel Wild zu Gesicht. Die Landschaft und die Farbspiele waren wirklich beeindruckend, aber verglichen mit dem Wildreichtum den wir in der Kalahari oder dem Okavango Delta zur hatten, enttäuschte uns der erste Eindruck. Die Natur und Landstriche schienen auch viel karger und trockener als in der Kalahari. Ich hatte zuvor schon gelesen, dass je nach Wasserverfügbarkeit viele der Tiere weiter nach Westen zu permanenten Wasserstellen in den Kgalagadi Nationalpark migrieren und daher auch viele Prädatoren mitziehen. Der Gedanke hier 3 Nächte zu verbringen und vor allem mit meiner Familie nur geringe Chancen auf Wildsichtungen zu haben, machte mich ein wenig nervös.


Unser Campingplatz war dafür umso schöner. Wir waren die Einzigen auf der Pfanne und hatten sie ganz für uns allein. Ein A-förmiges bis zu einem Betonboden reichendes Holzdach sorgte für ausreichend Schatten in der Hitze. Zusätzlich spendete eine große Akazie noch Schatten. Wir hatten ein wirklich atemberaubenden Blick von unserem Campingplatz über die ganze Pfanne und konnten vereinzelt Strauße, Oryxantilopen und Springböcke auf der Bosobogolo Pfanne beobachten. Nachdem wir unser Camp soweit eingerichtet hatten, machten wir eine kleine Erkundungstour rund um unsere Pfanne und genossen den Sonnenuntergang mit einem Lagerfeuer und Kaltgetränken in unserem Camp. In den nächsten Tagen sollte uns nachts immer wieder ein sehr zutraulicher Schakal im Camp besuchen kommen und ich beschloss meine Wildkamera aufzustellen um das Treiben rund um unser Camp genauestens zu beobachten. 


Die Bewohner in Mabuasehube

An den folgenden Tagen nutzen wir besonders die frühen Morgen noch vor 6 und Nachmittagsstunden für ausgedehnte Pirschfahrten und Erkundungstouren der restlichen Salzpfannen. Die anfangs angenommen Sorgen um wenige Wildsichtungen sollten sich auf jeden Fall verabschieden. Am Morgen nach unserer Ankunft fuhren wir zu einem kleinen Wasserloch an der Mpayathutlwa Pfanne und beobachteten ein außergewöhnliches Schauspiel. Tausende Kapturteltauben fanden sich an dem winzigen Wasserloch ein, tranken und versammelten sich zu riesigen Schwärmen. Immer wieder sorgte jemand im Schwarm für Dynamik und die Tauben flogen mit lautem Flügelschlag über die Pfanne. Versteckt hinter einem kleinen Busch konnte ich einen Schakal entdecken, der sich langsam ans Wasserloch anpirschte. Mit einem großen Satz schnappte er nach den Tauben, verfehlte sie aber knapp. Hinter dem Wasserloch auf der überraschend grünen Pfanne sammelten sich kleine Gruppen Gnus, Springböcke und Oryxe. In den folgenden Tagen sahen wir immer wieder verschiedenste Tiere sowohl Raub- als auch Beutetiere, die vorsichtig von den Wasserlöchern tranken und uns wurde immer bewusster wie wichtig das Wasser für die Tiere hier ist. Nicht umsonst kommen die Tiere zu den Campingplätzen auf der Suche nach einem Quäntchen Wasser oder Essensresten.


Das sollte uns in den kommenden Tagen noch viel bewusster werden. An einer weiteren Pfanne machten wir an einem nicht besetzten Campingplatz halt und nutzten die zu unser Freude funktionierenden Dusche. Die Dusche selbst war von runden Holzbarrikaden als Sichtschutz umgeben, die einen offenen Eingang besaßen. Da ich die berühmten Bilder kannte, in denen Löwen in die Duschen gingen um die restlichen Wasserpfützen aufzuschlecken, nährte ich mich der Dusche mit gewisser Vorsicht, kündigte mich lautstark an und klopfte gegen die Barrikaden um sicherzugehen, dass die Dusche unbesetzt war. Wir nutzen die willkommene Erfrischung um den Staub abzuwaschen und nutzen das Wasser sehr sparsam. Ohnehin war das Wasser so salzig und kalkhaltig, dass es eher eine Erfrischung als saubere Dusche war. In der Zwischenzeit als die anderen duschten, beschäftigte ich mich mit den ansäßigen Campingbewohnern. Ein zutrauliches Bodenhörnchen und Perlhuhn gaben ein lustiges Duo ab und kamen bis auf wenige Zentimeter auf mich zu in der Hoffnung, dass ich sie füttere. Viele der Tiere werden leider von den Gästen angefüttert, oft aus Mitleid und in der Hoffnung etwas gutes zu tun. Leider hat das oft gegenteilige Effekte, die Tiere verlieren die Angst zum Menschen, werden von der Futterquelle „Mensch“ abhängig und verlieren ihre natürlichen Instinkte. Gerade in den jetzigen Corona Zeiten wo der Tourismus ausbleibt geht es gerade diesen abhängigen Tieren sehr schlecht. Dennoch waren es sehr interessante Begegnungen und ich hatte viel Spass mit den beiden.


Den Mittag verbrachten wir im Camp bei einem leckeren selbst gemachten Curry, hielten Mittagschlaf unter unserem Dach und starteten am Nachmittag zu einer weiteren Safari. In einem Baum direkt neben der Straße entdeckten wir einen noch jungen Gaukler, der uns verwundert anschaute. Wir stiegen aus und ich nährte mich langsam. Verdutzt schaute der große Raubvogel mich an und verbog seinen Kopf immer wieder als wolle er herausfinden was sich da genau vor ihm befindet. Als ich unter dem Baum stand und er nur wenige Meter über mich saß konnte er immer noch nichts mit mir anfangen. Ich freute mich über sein Vertrauen und schoß wunderbare Porträts mit meiner Kamera. Kurz danach fuhren wir weiter und ließen einen verwirrten Gaukler auf einem Baum zurück.


Der Nachmittag selbst verlief ruhig und wir beobachteten weiter Gaukler, Schakale und Antilopen an den Wasserlöchern. Kurz vor Sonnenuntergang entdeckte ich einen alten Schädel in einer Baumgabel. Ein Zeichen für einen Leoparden, der in typischer Manier seine Beute zum Schutz vor anderen Raubtieren in einen Baum gezogen hatte und verspeist hatte. Auch wenn das Ereignis dem Schädel nach zu urteilen schon lang zurück lag, sollte die Sichtung dennoch ein Wink des Schicksals sein. Ich hatte mich ein wenig mit der Entfernung der Pfanne verschätzt und so dämmerte es schon als wir uns auf dem Weg zurück zum Camp machten. Nachfahrten auf eigene Faust sind in allen Nationalparks verboten und ich wollte mir keinen Ärger mit möglichen patrouillierenden Rangern einhandeln. Als wir auf derer Straße die zu unserer Pfanne führte ankamen, war es mittlerweile schon stockdunkel. Angestrengt konzentrierte ich mich auf den Sandweg. Als ich gerade um eine Kurve bog, stieg ich scharf in die Eisen, sodass meine Insassen gut durchgeschüttelt wurden. Ich  kam knapp vor dem Auslöser für das Manöver zum Stehen. Im grellen Scheinwerferlicht lag doch tatsächlich ein wunderschöner Leopard, der uns nicht wirklich wahr nahm, seelenruhig aufstand und vor uns auf der Straße schlenderte. Ich freute mich unglaublich doll über die Seltenheit und war erleichtert, dass ich rechtzeitig zum Stehen kam. Das junge Männchen markierte immer wieder Büsche und Sträucher, drehte sich mal zu uns und lief weiterhin auf unserer Sandstraße. Immerhin hatten wir jetzt eine Ausrede warum wir immer noch im Dunkeln unterwegs waren, der Leopard ließ uns einfach nicht vorbei. Wir folgten ihm bis zu unserer Pfanne, wo er schließlich rechts abbog und wir links zum Camp weiterfuhren. 

Die Bewohner in Mabuasehube sind vielfältiger und häufiger als gedacht. Man muss nur stärker nach ihnen suchen.

Besucher im Camp und der letzte Abend in Mabuasehube

Am letzten Tag entdeckte ich morgens auf meiner Wildkamera eine braune Hyäne. Die seltenen Tiere hatte ich noch nie gesehen und es war mein großer Wunsch des Aufenthaltes in Mabuasehube gewesen.  Also machte ich Druck bei meinen Mitreisenden und wir fuhren noch früher los als sonst. Auf unserer Pfanne waren wir nicht erfolgreich und entschieden uns zur Nächsten Weiterzufahren. Am bekannten Wasserloch machten wir eine Kaffeepause und ein Südafrikaner berichtete uns von einem Besuch eines Löwenmännchens in seinem Camp. Wie der Zufall es so wollte, hörten wir ein lautes Brüllen, dass über die ganze Pfanne hallte. Sofort brachen wir die Pause ab und machten uns auf den Weg in die Richtung des Brüllens. Als wir ganz nah waren, huschte ein Schakal aus dem Busch hervor. In seinem Maul trug er einen Kopf einer Antilope. Vermutlich hatte der gewiepfte Schakal es irgendwie geschafft, den Kopf vom Kill des Löwen zu klauen. Den Löwen selbst fanden wir nicht vor und entschieden uns für die Weiterfahrt. Immer wieder hörten wir den Löwen erneut brüllen, fuhren dem Lärm hinterher und konnten ihn wieder nicht ausfindig machen. Wir entschlossen uns an einem unbesetzen Campingplatz für eine Mittagspause und die üblichen Bewohner kamen wieder hervor. Bei einem Mittagsschlaf zwickte ein neugieriges Rotschnabelfrankolin meinem Vater in den Zeh auf der Suche nach etwas Essbarem.


Am Nachmittag fuhren wir zur letzen unerschlossenen Pfanne und schließlich zurück zur Stelle wo wir den Löwen gehört hatten, da wir spekulierten dass er am Abend nochmal aktiv werden würde. Doch er traute sich nicht heraus. Also witmeten wir uns einem kühlen Bier und dem Sonnenuntergang. Dabei untersuchte ich die klapprige Stelle an unserem Vorderrad und musste leider feststellen, dass die Halterung des Stoßdämpfer gebrochen war und dieser praktisch nichtmehr funktionierte. Die nächste Werkstatt war hunderte Kilometer entfernt und ich wusste, dass wir auch in den nächsten Tagen noch herausfordernde Strecken zu meistern hatten. Dennoch ein zu verkraftender Schaden verglichen mit Motorschäden oder sonstigem. Mit ein wenig gedrückter Stimmung ging es zurück zum Camp, wo wir unser Abendbrot zubereiteten. Es war mittlerweile dunkel geworden und ich wunderte mich warum einige Meter abseits unseres Camps eine leere Weinflasche lag. Vermutlich hatte sie unser Schakal dort hingeschleppt. Ich war auf halbem Weg zur Flasche um sie aufzuheben, als meinem Vater die Abwesenheit unseres Schakals auffiel. Bis jetzt war er jeden Abend da gewesen. Wir schlossen daraus, dass die Gegenwart eines anderen, noch größren Tieres der Grund dafür war.


Und so sollte es auch sein. Ich schwenkte mit meiner Taschenlampe durch das hohe Gras vor mir und entdeckte zwei große rote Augen ein paar Meter vor mir, die im Licht reflektierten und mich anschauten. Es war eine braune Hyäne, die im Gras lag und uns die ganze Zeit beobachtet hatte. Vorsichtig hob ich die Weinflasche auf und begann langsam rückwärts zum Camp zu laufen, die Hyäne stets im Blick. Fasziniert schnappte ich mir ein Campingstuhl und meine Kamera und leuchtete auf die Stelle. Nach kurzer Zeit kam sie heraus und schnupperte wenige Meter vor mir an meiner Wildkamera. Immer noch völlig fasziniert, schaute ich der Hyäne zu wie sie die Wildkamera vorsichtig ins Maul nahm und begann wegzulaufen. Geistesgegenwärtig klatschte mein Vater in die Hände. Daraufhin ließ die braune Hyäne die Kamera fallen und machte einen schnellen Satz zurück ins hohe Gras. Es war schon spät und wir hatten eine lange schwierige Fahrt am nächsten Tag zum angrenzenden Kgalagadi Transfrontier Park vor uns. Also beschlossen wir ins Bett zu gehen. Noch lange beobachtete ich die braune Hyäne durch unser Camp laufend durch das Fliegengitter aus meinem Dachzelt. Der Stoßdämpfer war längst vergessen und ich freute mich unglaublich über die seltene Begegnung. Die anfänglichen Zweifel an Mabuasehube waren weggeblasen und wir hatten eine unglaublich schöne Zeit. Im Nachhinein gefiel es uns hier sogar besser als im angrenzenden Kgalagadi Nationalpark, da man in Mabuasehube viel mehr für sich sein konnte.

Fotoreihe von Erlebnissen in Mabuasehube

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