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Reisen, Fotografie, Flora & Fauna

Kalahari oder Brandenburg? – Die größte Wüste Deutschlands

Aktualisiert: 17. Aug. 2022


Da ich in diesem besonderen Jahr ein wenig Pech mit meinen Reisen hatte und nach einem misslungene Versuch nach Südafrika im Frühjahr zu Reisen, nun auch unsere Flüge nach Zypern im November gestrichen wurden, entschied ich mich zusammen mit meiner Freundin unsere Heimat Brandenburg zu erkunden.


Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Lieberoser Wüste

Ein Teil des Urlaubersatzes war die Erkundung der Lieberoser Wüste, mit 5 Quadratkilometer die größte Wüste Deutschlands. Und tatsächlich kam ich mir ein Stück weit wie in Afrika vor. Die weite offene Landschaft, eigentlich untypisch für Deutschland, erinnert an eine Salzpfanne in der Kalahari. Die Entstehung der Wüste beruht aber auf anderen Ursachen als die Savannen in Afrika. Anders als dort ist die weite Wüstenlandschaft in Deutschland auf menschliche Einflüsse zurückzuführen. Nach einem großen Waldbrand im Jahr 1942 wurde das abgebrannte und offene Gebiet von der Waffen SS militärisch als Truppenübungsplatz genutzt. Die Rote Armee übernahm schließlich den Platz und nutzte diesen intensiv für Panzerfahrten und Militärübungen. Das Gelände wurde dabei teilweise für Übungszwecke beschossen, sodass auch heute noch Munition, Sprengköpfe und Geschosse gefunden werden.


Das ständige Befahren und der Beschuss der Flächen sorgte für Waldbrände, welche die Fläche weiter versanden ließen. Die Manöver wurden kritisch aus einer Betonhütte vom Generalshügel überblickt. So beobachte auch Erich Honecker das Mänover „Waffenbrüderschaft“ im Jahr 1970, bei dem 50 000 Soldaten samt Panzer durch die Lieberoser Wüste zogen. 1992 zogen die russischen Truppen schließlich ab und das Gelände wurde weitestgehend sich selbst überlassen. Seitdem gibt es zahlreiche Pläne und zahlreiche Ansätze zur Erhaltung bzw. zum Naturschutz für den 25 500 Hektar großen ehemaligen Truppenübungsplatz.

Panorama der Lieberoser Wüste in Brandenburg
Panorama der Lieberoser Wüste

Natur und Sehenswertes

Die Mosaikartige Landschaft und die vielen verschiedenen sowie gestörte Habitate bilden perfekte Voraussetzungen für Pionierarten und seltene Tierarten. Vor allem Insekten wie verschiedene Sandlaufkäferarten, Heuschreckenarten sowie Springspinnen fühlen sich in der Wüste wohl. Neben den weiten offenen Flächen erobern die Wälder langsam das umliegende Gebiet zurück und auch die Wüste wandelt sich langsam zu einer Steppe. Durch die langsame Sukzession und der erneute Bewuchs der Kahlflächen kehrt auch der Wolf sowie Rotwild in die Region zurück. Auch Elche wurden hier schon gesichtet. Weiterhin finden Raubwürger in den Pionierwäldern einen geeigneten Lebensraum. Weitere Aushängeschilder der Region sind Seeadler, Schwarzstorch und Fischotter, die eher in den umliegenden Moor- und Seengebiete zu finden sind.

Die Lieberoser Wüste selbst darf eigentlich nicht betreten werden, da es immer noch unzählige Munitions- und Militärreste unterirdisch und oberirdisch gibt. Viele Schilder warnen davor. Es führt jedoch ein breiter ausgetretener Sandweg zur Wüste, der durch viele Fuß- und Fahrradspuren gekennzeichnet ist. Ein Betreten der Wüste zumindest auf den ausgetretenen Pfaden scheint also Grauzone zu sein.

Aussichten in der Lieberoser Heide/Wüste. Betreten der Flächen auf eigene Gefahr, da es immer noch viele Munitionsreste gibt.

Lage und Anfahrt

Die Lieberoser Wüste liegt rund 20km nördlich von Cottbus ganz in der Nähe des Spreewaldes an der Bundesstraße 168. Diese führt direkt durch die Lieberoser Heidelandschaft. Am Sukzessionspark im Westen der Bundesstraße ist ein kostenloser Parkplatz. Im Sukzessionspark lässt sich durch Infotafeln und ausgebauten Wegen die sich entwickelnde Umwandlung der Landschaft nachvollziehen. Hier liegt auch der Generalshügel, von dem man eine wunderschöne Aussicht über die weiten Wälder hat. Besonders im Herbst wenn die vielen Laubbäume gefärbt sind lohnt sich ein Ausflug.   Der erneute Bewuchs der Region lässt sich am Besten an den Aussichtspunkten nachvollziehen. An manchen der Punkte sieht man nämlich nichts mehr außer dichten Wald. Ein Zeichen des Erfolgs! Will man dennoch die ursprüngliche Weite erleben, lohnt ein Ausflug im Ostteil zur Lieberoser Wüste. Auf der anderen Straßenseite, gegenüber vom Parkplatz, führt ein breiter ausgetretener Weg zur Wüste. Schilder warnen vorm Betreten und man sollte auf keinen Fall den Weg verlassen. Wie bereits erwähnt, ist das Betreten der Wüste nicht unbedingt erlaubt.


Fazit

Die Lieberoser Wüste ist vermutlich einer der skurrillsten Orte Deutschlands. Die Weite erinnert sehr stark an die Salzpfannen und Savannen Afrikas. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich aus einer ehemalig vom Menschen stark beeinflussten Fläche ein erneutes Naturparadies entwickelt. Es werden zusätzlich Führungen und Exkursionen in die Wüste angeboten. Ein Ausflug zur Lieberoser Wüste und Heidelandschaft lässt sich perfekt mit dem Spreewald kombinieren, der ebenfalls ganz in der Nähe liegt. Einen Ausflug in die Brandenburger Natur und zur Lieberoser Wüste hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass es auch unglaublich schöne Orte in unserer Heimat gibt und man gar nicht immer so weit in die Ferne schauen muss.

Eindrücke der Lieberoser Heidelandschaft und Sukszession. Zu sehen ist auch der Generalshügel samt Betonhütte.

Warst du schonmal in der Lieberoser Wüste?

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