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Reisen, Fotografie, Flora & Fauna

Lüderitz – Küstenstadt mit deutschen Wurzeln

Aktualisiert: 16. Aug. 2022



Inhaltsverzeichnis

Geschichte Lüderitz

Bereits 1487 entdeckte der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz die kleine Bucht auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien. Auf der Spitze der Lüderitzbucht kann man noch heute eine Nachbildung seines errichteten Steinkreuzes mit Wappen besuchen. Die Bucht selbst fand Jahrhunderte lang keinen wirklichen Anklang. Besetzt wurde nur die vorgelagerte Insel „Pinguin Island“, auf der das sogenannte „Gunao“ – Hinterlassenschaften der Pinguine und Hochseevögel, abgebaut wurde. Guano war lang eines der wichtigsten Importgüter der Kolonien und wurde lange als bedeutender Dünger benutzt. 1883 kam schließlich Adolf Lüderitz zur Bucht und erwarb das Land in der Hoffnung Bodenschätze zu finden. Nur ein Jahr später wurde das Gebiet unter Schutz des Deutschen Reiches gestellt. Wiederum ein Jahr später musste Lüderitz das Land an die deutsche Kolonialgesellschaft verkaufen, da die Suche nach Bodenschätzen erfolglos blieb. Die Gesellschaft gab der Bucht schließlich ihren Namen nachdem Lüderitz 1886 starb. Im Folge der Kolonialisierung blieb das Gebiet besetzt unter Anderem wurde auf der Haifischhalbinsel ein Konzentrationslager für die aufständischen Nama errichtet. Den größten Aufschwung erlebte die Stadt als tatsächlich 1908 in unmittelbarer Nähe zu Lüderitz Diamanten gefunden wurden. Die heute als Geisterstadt bekannte Diamantensiedlung „Kolmanskuppe“ entstand. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Gebiet schließlich von den Südafrikaner besetzt und verlor zunehmend an Bedeutung da sich der Diamantenabbau gen Süden verschob. 


Heute spielt besonders Tourismus und Fischfang eine große wirtschaftliche Rolle für Lüderitz. Dennoch nimmt der Abzug von Einwohnern weiterhin zu und auch Arbeitslosigkeit bis zu über 60% ist der stetige Trend. Die Stadt selbst und das Umland haben aber rein geschichtlich und auch aus biologischer Perspektive viel zu bieten. Die Geisterstadt Kolmanskuppe ist eines der bekanntesten Highlights Namibias und auch die Pinguininsel ist meiner Meinung nach besser für Pinguinbeobachtungen geeignet als Kapstadt. 


Anfahrt

Nach Lüderitz selbst führt eigentlich nur eine Straße, die geteerte B4 aus „Aus“ kommend. Die kleine Siedlung Aus bildet ein perfektes Drehkreuz zwischen Fish River Canyon, Sossusvlei und Swakopmund und lässt sich daher wunderbar mit diesen beiden Highlights Namibias kombinieren. Ich habe Lüderitz damals dem Fish River Canyon angeschlossen und bin anschließend mit einer Übernachtung auf der bekanntlich schönsten Straße Namibias (D707) weiter nach Sossusvlei gefahren. Vom Fish River Canyon sind es ca. 430km mit guten 5 Stunden Fahrzeit. Nach Sesriem bzw. Sossusvlei gute 6 Stunden Fahrt. Hier würde ich aber eine Zwischenübernachtung einbauen – empfehlenswert ist die Koiimasis Ranch (https://www.namibia-farm-lodge.com). 

Eindrücke aus Lüderitz. Die Felsenkirche ist das Wahrzeichen Lüderitz und lässt sich aus der ganzen Stadt sehen. Sie kann ebenso von innen besichtigt werden.


Highlights und Sehenswürdigkeiten Lüderitz

Der positivste Aspekt in Lüderitz war für mich das selbst für Namibia vergleichsweise geringe Touristenaufkommen. In den Straßen sowie den angrenzenden Strandabschnitten und Küsten waren wir meist die einzigen Touristen. Unseren Campingplatz, die Haifischinsel hatten wir neben einem weiteren Touristenpaar am 2. Tag ebenfalls komplett für uns allein.

 

Meine größten Highlights in Lüderitz waren: Unser Campingplatz – Die Haifischinsel Die Felsenkirche und alten Kolonialgebäude Lüderitz Pinguinbeobachtungen bei einer Bootstour  Leere Strände und Küsten nahe Lüderitz


Dazu im Folgenden mehr.


Die Haifischinsel – Unser Campingplatz

Es gibt in Lüderitz nicht wirklich viele Optionen um sein Camp aufzuschlagen und auch nicht sonderlich viele Hotels oder Ferienwohnung. Wir entschieden uns trotz gemixter Bewertungen im Internet für das staatliche Camp auf der Haifischinsel. Die Halbinsel liegt direkt an den Ausläufen des Hafens und man hat einen wirklich wunderbaren Blick über den Hafen und ganz Lüderitz. Die Lage auf der Halbinsel ist einzigartig, die sanitären Anlagen und Stromversorgung an den Stellplätzen aber eher renovierungsbedürftig. Die größte Kritik der schlechten Bewertungen im Internet rührt daher, aber auch aus heftigen Windzügen bei Nacht. Da die Halbinsel sehr viel Angriffsfläche für Wind bietet gibt es ein paar Felsen die Schutz für das Aufschlagen eines Camps bieten und wir fanden für unser Auto samt Dachzelt einen geeigneten Platz. Uns hat weder der Wind noch die Renovierungsbedürftigkeit etwas ausgemacht und allein die Lage ist es wert sein Camp hier aufzuschlagen! Zu Fuss sind es 10 Minuten bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit. Auch die nächste Bar/Restaurant ist fussläufig erreichbar. Wir haben im Barrels, einer urigen Kneipe ein Abendbüffet und ein kaltes Windhoek Lager zu uns genommen (https://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g316112-d2562318-Reviews-Barrels_Restaurant_and_Bar-Luderitz_Karas_Region.html)

Blick von unserem Campingplatz auf der Haifischinsel. Das Auto lässt sich windgeschützt hinter den Felsvorsprüngen parken.


Die Gebäude Lüderitz

Viele der Gebäude sind noch aus der Kolonialzeit in der Kaiserzeit gut erhalten und wurden teils auch aufgearbeitet. Überall in der Stadt findet man diese Häuser im Jugendstil vor teils auch noch mit deutschen Straßennamen. Besonders die Straßen rund um die auffällige Felsenkirche sind gespickt von bunten, renovierten Fachwerkhäusern. Die Kirche als Wahrzeichen der Stadt kann zu bestimmten Zeiten auch besucht werden. Ein weiteres Nationaldenkmal Namibia findet man auch ganz in der Nähe. Das Goerke-Haus thront an einem Felsvorsprung über der Stadt und bietet einen Panoramablick hinab auf Lüderitz. Es lässt sich zu bestimmten Uhrzeiten ebenfalls besichtigen.


Es lohnt sich einen weitern Abstecher zum Hafen zu machen. Hier soll langfristig eine attraktive Waterfront entstehen. Ein paar kleinere Geschäfte gibt es bereits und auch ein paar Souvenir Händler. Der Hafen ist außerdem Startpunkt für Bootstouren zur Halifax und Penguin Insel.

Eindrücke der deutschen Einflüsse aus Lüderitz


Kolmanskop – Die Geisterstadt

Die Siedlung, die einst für großen Reichtum und Luxus in mitten der Wüste stand ist heute eine komplett verlassene Geisterstadt nur 10km entfernt von Lüderitz. Als hier Diamanten gefunden wurden, trieb es viele Menschen in eine eigentlich komplett feindseelige Umgebung.  In der Wüstenregion regent es nicht, es gibt keinerlei Vegetation oder fruchtbare Erde sondern nichts als Sand und Fels. Aus der Diamantensiedlung wurde schnell eine kleine Stadt mit zwischenzeitlich sogar 400 Einwohnern. Die damals deutsche Stadt wurde nach selbigen Strukturen gebaut und besaß wunderbare mehrstöckige Steinhäuser sowie Verwaltungs und Dienstgebäude. Kolmanskop blühte so unter dem Diamantenboom auf, dass es hier neben einer großen Sporthalle sogar eine Eisfabrik und ein Salzwasserschwimmbad gab! Zusätzlich wurde ein Krankenhaus mit Röntgenstation, eine Metzgerei, ein Theater, eine Kegelbahn und eine Schule gebaut. Nachdem die Diamantenminen langsam erlischten und sich Richtung Süden verschoben verließen immer mehr Menschen die Siedlung bis schließlich 1960 der letzte Einwohner die Stadt verließ. Seit dem holt sich die Wüste sowie die Natur die Stadt langsam zurück. Sogar braune Hyänen haben sich im Gebiet angesiedelt.


Heute gilt Kolmanskop als eines der großen Sehenswürdigkeiten in Namibia. In der Turnhalle wurde ein Museum errichtet, in dem noch viele Reliquien und Zeitungsartikel aus der damaligen Zeit zu finden sind. Manche Wohngebäude wurden wieder hergerichtet und mit alten Möbeln bestückt, sodass man das frühere Leben erahnen kann. In einem der Häuser gibt es auch Berichte von deutschen Zeitzeugen, die von ihrer Kindheit in der damaligen Zeit berichten. Wirklich beeindruckende Einblicke und Geschichten, die es so wohl nicht noch einmal gibt. Auch die verlassenen Häuser und Geschäfte haben viele Geschichten zu erzählen und lassen nur erahnen wie das Leben hier wohl mal war. Meterhoher Sand in den Zimmern und abblätternde Farbe bieten skurrile Anblicke und perfekte Fotomotive. Die Gebäude und das Gelände können auf eigene Faust oder mit Führung begangen werden. Alles selbstverständlich auf eigene Verantwortung und Gefahr, da viele der Häuser mittlerweile sehr marode sind. 

Impressionen aus Kolmannskuppe


Bootsfahrt zu den Pinguinen

Ein weiteres großes Highlight meines Aufenthaltes in Lüderitz war die Bootstour mit einem Katamaran zur Halifax Insel. Soweit ich weiß gibt es 2 Anbieter in Lüderitz, die diese Touren mit ihren Katamaranen durchführen. Wir entschieden uns für den Anbieter Zeepard. 8 Uhr morgens ging es mit dem Kapitän Heiko auf Tour zu den Pinguinen und wir waren tatsächlich die einzigen Gäste auf dem riesigen Boot. Auf der einen Seite überrascht, auf der anderen auch nicht wurden wir auf Deutsch begrüßt. Heiko, ehemaliger Diamantentaucher, ist in Namibia aufgewachsen, hat aber deutsche Eltern und kann uns viel über die Geschichte Lüderitz, den Halifax Insel und den Tieren des Atlantiks erklären. Wir hatten wunderbares Wetter, auch wenn es windig war. Auf dem Weg zu den Inseln umrundeten wir die Diaz Spitze mit dem Leuchtturm und sahen immer wieder Delfine und Robben, die das Boot begleiteten.

 

Vor der Halifax Insel ankerten wir mit wunderbaren Blick auf die riesige Pinguinkolonie. Ich kannte die Brillenpinguine schon von den berühmten Populationen bei Boulders Beach in Kapstadt. Damals nervten mich aber die vielen Touristen, die es teilweise nicht lassen konnten die Pinguine anzufassen. Hier ankerten wir ganz allein vor der Insel und konnten bei einem wärmenden Kaffee die natürliche Lebensweise der Pinguine beobachten. Kleine Trupps schwammen immer wieder aufs mehr hinaus direkt an unserem Boot vorbei. Auch etliche Vögel konnte ich beobachten darunter Flamingos. Heiko erklärte uns viel über die damalige Walfangstation, die heute verlassen immer noch auf der Insel zu sehen ist. Insgesamt ging die Bootsfahrt gute 2,5 Stunden. Ich kann die Tour vor Allem mit Heiko wärmstens empfehlen, zur Richtigen Jahreszeit wurden sogar schon Wale gesichtet. Ein echter Geheimtipp für Pinguinbeobachtungen im südlichen Afrika!

Eindrücke aus der Bootstour mit Zeepard zur Halifaxinsel.


Ausflüge zu den leeren Stränden und Küsten

Von Lüderitz aus kann man auch per Auto zum Leuchtturm und dem Diazkreuz gelangen. Die gut befahrbaren Sandwege führen südlich von Lüderitz direkt zu einem alten verlassenen Campingplatz sowie zum Leuchtturm. Von hier aus kann man zum weitern Nationalen Denkmal Namibias, dem Diazkreuz wandern und die Aussicht aufs Meer genießen. Die Zugangsbrücke zum Denkmal ist mittlerweile zusammengebrochen, sodass man ein wenig über die Felsen kraxeln muss. Es kann sein, dass bei Flut oder starken Wellengang der Zugang daher nicht möglich ist.


Rund um das Diaz Kreuz gibt es zahlreiche weite Strände, die wir komplett für uns allein hatten. Auch wenn der Wind, Wellengang und der kalte Atlantik nicht wirklich für einen Strandtag und zum Baden geeignet sind, kann man sehr viel wandern und erkunden. Etliche Robben gibt es zu sehen, bunte Muscheln und sogar Flamingos. An einem Strand habe ich sogar immer wieder Robbenkadaver gefunden und daneben Spuren der braunen Hyäne, die daher auch Strandwolf genannt wird. Ich habe mich zwar intensiv in den Dünen auf die Suche begeben und bin den Spuren gefolgt, konnte sie aber leider nicht finden. 


Eine Erkundungstour rund um Lüderitz Küste lohnt sich aber. Allein die Abgeschiedenheit und skurrile Gegensätze der kargen Wüste und den tosenden Wassermassen des Atlantik sind es wert! 

Die weiten Strände und kargen Felsküsten sind perfekt für kleine Wanderungen. Ich konnte etlich Robben, Flamingos und Spuren einer braunen Hyäne entdecken.


Fazit

Wer sich für die Geschichte Namibias und die deutsche Kolonialzeit interessiert, der kommt an Lüderitz und vor Allem Kolmanskop nicht vorbei. Zahlreiche noch gut erhaltene Gebäude in Lüderitz sowie die Felsenkirche und die spannende Vergangenheit Kolmanskops haben einiges zu Bieten. Als Kontrast zum Kulturprogramm lassen sich wunderbare Ausflüge an die einsamen Strände und Steilküsten sowie zum Diazkreuz unternehmen. Die Bootstour zu der Pinguinkolonie war mein persönliches Highlight. Verglichen mit Kapstadts Pinguinen eine viel authentischere Erfahrung, die sich hier machen lässt.


Auch wenn Namibia an sich schon verglichen mit anderen Ländern wenig Tourismus hat, so ist man in Lüderitz noch weiter weg von anderen Touristen. Die Küsten, Strände und die Bootstour hatten wir ganz für uns allein. Wer den Süden Namibias in Kombination mit dem Fish River Canyon, Sossusvlei oder auch dem Kgalagadi Transfrontierpark machen möchte, sollte ernsthaft darüber nachdenken 1-2 Tage in Lüderitz einzuplanen und die Küste Namibias sowie die Geisterstadt Kolmanskop zu erkunden. Auf dem Weg lohnt auch ein Halt bei den Wildpferden in Aus!


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