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Wildpferde in Namibia – Verwilderte Wüstenbewohner

Aktualisiert: 17. Aug. 2022


In Namibia leben Wildpferde unter widrigsten Bedingungen und trotzen unglaublicher Trockenheit. In der südlichen Region sind 40°Grad keine Seltenheit und auch schattenspendende Bäume sind nicht vorhanden. Im Laufe der Jahre haben sie insbesondere ihr Verhalten an die Trockenheit angepasst. Über die Herkunft der verwilderten Pferde gibt es reihenweise Theorien.


Inhaltsverzeichnis

Wo die Wildpferde in Namibia zu finden sind

Die Wildpferde bevölkern den Rand der Namibwüsten im Süden Namibias. Rund 20 km von der Stadt Aus am verlassenen Bahnhof Garub gibt es eine Wasserquelle, wo die Wildpferde am Besten zu beobachten sind und häufig zusammen kommen. Hier gibt es auch ein kleinen überdachten Unterstand von dem man einen perfekten Blick auf die Wasserstelle hat. Die Region um die Wasserstelle besticht mit weiter Sicht über die sanidgen und karg bewachsenen Steppen. Immer wieder wird die Weite durch kleine Felskuppen und Hügel durchstochen. Zwischen den Vorsprüngen finden die Wildpferde ihren Rückzugsort sowie noch teils natürliche Wasserquellen und Vegetationen.

Ursprünglich war Garub in Zeiten des Kolonialismus eine Quelle für Süßwasser, dass hier abgefüllt und nach Lüderitz gebracht wurde sowie später ein militärischer Außenposten. Heute ist Garub verlassen, doch die Quelle versorgt die Pferde immer noch mit Wasser.

Die Beobachtungsstätte in Garub lässt sich perfekt als kurzen Stop zwischen dem Fisch River Canyon und Lüderitz einbauen, da die Tränke neben der B4 auf dem Weg nach Lüderitz liegt. 

Wasserloch und Aussichtspunkt bei Garub


Theorien über die Herkunft der Wildpferde in Namibia

Wildpferde bevölkerten ursprünglich die weiten saftigen Steppen und grünen Graswiesen Eurasiens, ehe sie vom Menschen domestiziert und über die ganze Welt als Nutztiere verbreitet wurden. Umso beeindruckender ist es, dass sich losgelöst vom Menschen eine Population im trockenen Namibia etablieren konnte. Bei den Wildpferden Namibias handelt es sich aber nicht um zoologisch gesehen echte Wildpferde, sondern um verwilderte Haus- und Nutzpferde. Über die genaue Herkunft wird seit langer Zeit spekuliert und es gibt verschiedene Theorien.


Eine der vielen Theorien ist, dass die Pferde Nachfahren der damaligen Nutzpferde der Schutztruppe sind, die damals in Aus stationiert waren. Tatsächlich  gab es während des 1. Weltkrieges an die 2000 stationierte Pferde in Aus, dennoch verlief der Rückzug der Schutztruppe größtenteils geordnet.

Die wahrscheinlichere Theorie ist, dass die Pferde zu einem Teil von der südafrikanischen Armee stammen. 1915 waren an die 10 000 Südafrikaner samt Pferden in Garub stationiert. Bei einem Fliegerangriffe der Deutschen kamen ein großer Teil der Pferde frei und wurden vermutlich nie eingefangen, da die Südafrikaner an der zurückgedrängten Schutztruppe dran bleiben wollten.

Genetische Analysen bestätigen diese Theorie. Zudem soll ein Teil der heutigen Population auf einen deutschen Pferdezüchter vom Gestüt Kreplin in Verbindung mit der Pferdezucht auf dem Schloss Duwisib in Namibia zurückgehen, die ebenfalls geflohen waren. Einige der Merkmale der damaligen Zuchtpferde, können noch bei den Wildpferden gefunden werden. Die entflohenen Wildpferde sammelten sich in den Bergen um Aus und überlebten aufgrund der natürlich vorkommenden Wasserquellen. Glücklicherweise waren die Wildpferde dank des Diamantenfundes in Kolmanskop lange ungestört. Ein riesiges Gebiet bis 100km ins Landesinnere wurde von der deutschen Kolonialverwaltung zum Sperrgebiet erklärt und durfte nicht betreten werden. Das Bohrloch in Garub versorgte die Wildpferde auch weiterhin mit Wasser. Heute ist der Lebensraum der Wildpferde Teil des Namib-Naukluft Nationalparks und so auch weitestgehend geschützt.

Optimal angepasst überleben die Wildpferde die trockene Landschaft schon seit Jahrzehnten ganz ohne menschliche Einflüsse. Besonders ihr Verhalten haben sie entsprechend der Umgebung geändert.


Anpassungen an die Trockenheit

Die Adaptierung der Wildpferde an die Trockenheit wirkt sich besonders auf das generelle Verhalten aus. Im Gegensatz zu Nutz- und Hauspferden mussten die Wildpferde Jahrelang ohne menschliche Unterstützung überleben und in der kargen Landschaft nach Nahrung suchen. Untersuchungen haben ergeben, dass die Wildpferde verglichen mit Hauspferden viel weniger um Hierarchien kämpfen und mehr Zeit für Nahrungssuche aufwenden. Verglichen zu Hauspferden verursacht Durst bei Wildpferden kaum Stress und es wird seltener getrunken. Nach reichhaltigem Regen halten sich ein Großteil der Pferde meist in der Nähe des Wasserloches auf, da weite Strecken zur Nahrungsbeschaffung nicht nötig sind. Die Pferde ruhen dann tagsüber in der Nähe des Wasserloches und grasen in der Nacht.


Als Ergänzung zum Gras ernähren sich die Wildpferde auch immer wieder von ihrem eigenen Dung, um unverdaute Nährstoff optimal zu nutzen. Besonders diese Verhaltensanpassungen haben dafür gesorgt, dass die Pferde bis heute in Freiheit losgelöst vom Menschen überleben konnten.


Die Wildpferde Namibias heute

In den vergangenen Jahren hatte die Wildpferdpopulation immer wieder mit zahlreichen Einflüssen wie Trockenheiten zu kämpfen. Die Population schwankt stark und sank zuletzt von ca. 286 Individuen in 2012 auf heute ungefähr 65 erwachsenen Tieren. Kaum eines der Fohlen konnte überleben. Ein großer Faktor sind dabei Tüpfelhyänen, die Ende 2012 die Fohlen als Nahrungsquelle entdeckten und so die Population weiter schrumpfen ließ. Da die Wildpferde eine große Rolle für den lokalen Tourismus spielen, wurden einzelne Hyänen getötet, dessen Population ebenfalls in Namibia stark sinkt. Seitdem gibt es große Kontroversen, da die Hyänen im Gegensatz zu den Wildpferden ursprünglich heimisch in Namibia sind.


Da die Wildpferde wichtig für den lokalen Tourismus sind, wird nach langfristigen Lösungen gesucht um die Population aufrechtzuerhalten. So werden die Wildpferde heute von der „Namibia Wild Horses Foundation“ unterstützt, die mit Hilfe von Spendengeldern die Wasserstellen aufrechterhält sowie in besonders trockenen Zeiten zu füttert.


Fazit

Es wird spannend zu beobachten ob sich die Wildpferdpopulation auch über die nächsten Jahre halten wird, nachdem sie Jahrzehnte ohne menschliche Einflüsse überleben konnte. Ich persönlich bin ein wenig zwiegespalten. Auf der der einen Seite finde ich den Hintergrund der Wildpferde unglaublich spannend und verstehe auch die Wichtigkeit für den lokalen Tourismus. Auf der anderen Seite gehören die Pferde nunmal ursprünglich nicht zur Fauna Namibias. Natürliche Predation von Hyänen oder anderen einheimischen Tieren sollte daher nicht bestraft werden. Einen Besuch ist die Tränke in Garub jedenfalls alle Mal wert. Ca. 20km von Aus führt eine kleine Sandstraße zum Aussichtspunkt. Hier lässt sich eine perfekte Mittagspause auf dem Weg nach Lüderitz zum Beobachten der Pferde einlegen.

Warst du schonmal bei den Wildpferden in Namibia?

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